Mit der DEP (Direction de L’Éducation publique) unter Raymond Schmittlein schuf die französische Militärregierung eine Schlüsselorganisation für den Aufbau eines demokratischen Bildungswesens in der französisch besetzten Zone. Nach Gründung der Bundesrepublik wurden die Militärregierungen zum Alliierten Hohen Kommissariat und an die Stelle der DEP trat die Direction Générale des Affaires Culturelles (DGAC).
Die Deutsch-Französische Kulturstiftung geht zurück auf den im Oktober 1950 von ebenjener DGAC in Mainz gegründeten Verein zur Förderung des deutsch-französischen Kulturaustausches e.V. (Association pour le développement des relations culturelles franco-allemandes). Mitgründer und erster Vorsitzender (bis 1951) war wiederum Raymond Schmittlein. Mit Antares gründete der Verein 1952 eine alle zwei Monate erscheinende Zeitschrift, die den deutschen Lesern Frankreich und seine Kultur nahebringen sollte. Die Zeitschrift hatte ein Vorbild in der seit 1950 ebenfalls vom Haut Commissariat herausgegebenen Revue Allemagne d’Aujourd’hui. Die Zeitschrift Antares erschien bis Juni 1959.
1971/72 gingen der Verein und sein Vermögen in die dazu neu gegründete Deutsch-Französische Kulturstiftung über, die wie der Verein die Förderung der kulturellen Beziehungen und des Zusammenhalts zwischen Frankreich und Deutschland zum Ziel hatte und hat. Das Vereinsvermögen ist heute das Stiftungskapital, mit dessen Erträgen die Deutsch-Französische Kulturstiftung ihre Förderungen finanziert. Sitz der Stiftung wurde zunächst die damalige Bundeshauptstadt Bonn, auch weil damals eine enge Verbindung zwischen der Stiftung und der französischen Botschaft bestand. Die Stiftung folgte der Botschaft jedoch nicht nach Berlin, sondern kehrte 2001 an ihren Ursprungsort Mainz zurück. Dort stellte ihr die Universität Räumlichkeiten im Schönborner Hof zur Verfügung, der seinen Wiederaufbau nach dem Krieg den Franzosen verdankt und in dem daher auch das Institut Français untergebracht ist. Eine neue Satzung, die bis heute besteht, erlaubt eine stärkere Flexibilität in der Stiftungsarbeit. Gefördert werden unterschiedlichste Formate, die dem deutsch-französischen Kulturaustausch dienen (Ausstellungen, Tagungen, Übersetzungen, wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Treffen von Franzosen und Deutschen, Theater und Filmvorführungen). 2019 ging die Stiftung eine Kooperation mit dem Zentrum für Frankreich- und Frankophoniestudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (ZFF) zum Zweck einer dauerhaften Zusammenarbeit ein. Seit 2024 hat die Stiftung auch ein kleines Büro auf dem Campus der Universität, da der Schönborner Hof umfangreich saniert werden muss.
Wenn Sie mehr wissen wollen:
Zur französischen Kulturpolitik in der Nachkriegszeit forscht und publiziert die stellvertretende Vorsitzende der Stiftung, Frau Professorin Dr. Corine Defrance (u.a.: Corine Defrance: La politique culturelle de la France sur la Rive Gauche du Rhin 1945-1955, Presses Universitaires de Strasbourg 1994).
Frau Professorin Defrance hat auch mehrere Aufsätze zu Raymond Schmittlein verfasst. Verwiesen sei hier insbesondere auf:
Corine Defrance: „Raymond Schmittlein (1904-1974). Leben und Werk eines französischen Gründungsvaters der Universität Mainz“ in: Michael Kißener/Helmut Mathy (Hrsg.): Ut omnes unum sint (Teil 1). Gründungspersönlichkeiten der Johannes Gutenberg-Universität, Stuttgart 2005, S. 11-30.
Im open acces (https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0002-1343) zugänglich ist auch:
Corine Defrance: „Raymond Schmittlein (1904-1974), ein Kulturmittler zwischen Deutschland und Frankreich?“, in: François Beilecke/Katja Marmetschke (Hrsg.): Der Intellektuelle und der Mandarin. Festschrift für Hans Manfred Bock. Teil 3: Intellektuelle und Mittler im deutsch-französischen Spannungsfeld, Universität Kassel 2005, S. 481-502.
Der ehemalige Vorsitzende, Staatssekretär a.D. Dr. Jürgen Hartmann, hat 2003 einen Aufsatz über die Geschichte der Stiftung geschrieben:
Jürgen Hartmann: „Die Deutsch-Französische Kulturstiftung in Mainz“, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 29 (2003), S. 541-550 (PDF).